11. Juni
2025 Ausflug auf das Gut Deutsch-Nienhof mit Führung durch das Herrenhaus und Vortrag "Ist die Jagd heute noch zeitgemäß?"
Nach tagelangem Regen werden wir heute in strahlendem Sonnenschein vor dem Gutshof-Café von Theresa Pieper empfangen, eine junge Frau mit vielseitiger Biografie und nun in erster Linie Winzerin auf dem Gut, und am heutigen Mittwoch für unsere Haus- und Parkführung verantwortlich. Die bauliche Historie der gesamten Anlage des bereits 1472 als „Nyenhov“ erwähnten Guts wird vorgestellt. Seit Jahrhunderten wird hier verantwortungsvolle Land- und Forstwirtschaft betrieben, heutzutage mit Kultur und Tourismus verbunden; 2002 kam der Weinbau dazu, - wir befinden uns auf dem nördlichsten Bio-Weingut Deutschlands (mit 2 ha Solaris-, Rondo- und Cabernet Cortis-Reben), übrigens über die Pflanzrechte von Kurt Beck, dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, über den Kontakt zu Peter Harry Carstensen nach Schleswig-Holstein gekommen! Aber auch die Erhaltung alter und robuster Haustierrassen ist ein wichtiges Anliegen! So ist Sven von Hedemann-Heespen Gründungsmitglied des Vereins zur Erhaltung des Englischen Parkrinds, und das in der Nachbarschaft zur Arche Warder – wunderbar!
Nach der allgemeinen Einführung betreten wir die Eingangshalle des zweigeschossigen Dreiflügelbaus in klassizistischen Formen, im Kern Ende des 16. Jahrhunderts entstanden, zuerst als Wasserburg, im Besitz der Familie Rantzau, später mit Umbauten unter Heinrich von Ahlefeldt und weiteren Besitzern und Baumeistern. In den verschiedenen Räumen sehen wir Portraits der Familienmitglieder, von allen interessanten Erläuterungen zu den jeweiligen Biografien sei die Notiz herausgegriffen, dass 1742 Christian Friedrich von Hedemann das Gut kaufte, kinderlos blieb, und so seinem Patensohn mit Nachnamen Heespen den Besitz vermachte und somit der Doppelname in achter Generation gilt!
Das Gebäudeinnere ließ 1907 – 1909 der damalige Besitzer, Jurist und Historiker, Paul von Hedemann-Heespen umgestalten; er förderte Kunst und Kultur, sein Bruder Hartwig war Naturwissenschaftler und Förderer der Wandervogelbewegung, deren beider Vater Fritz forstete den Wald auf. Da beide Brüder ebenfalls kinderlos blieben, adoptierte Hartwig den Dänen Karl Ole, dessen Sohn Sven der heutige Besitzer von Gut Deutsch-Nienhof ist!
Informationen zu baulichen Details, z.B. von den großformatigen Kupferstichen in der Eingangshalle, der besonderen Bibliothek mit Büchern zur schleswig-holsteinischen Geschichte und Landeskunde, das Billardzimmer mit ornithologischen Ausstellungen, der Kellerküche oder den bis zu drei Meter dicken Gewölbewänden sind beeindruckend. Der Flüchtling Dr. Harry Schmidt, in den 40er Jahren wie viele andere Flüchtlinge auf dem Gut untergekommen, schrieb dazu das Buch „Drei Schlösser am Westensee“, für vertiefend Interessierte auch heute noch erwerbbar.
Unser heutiges Programm sieht vor, dass wir im Anschluss an die Hausführung ein kleines Mittagessen einnehmen, - köstliche Quiche-Varianten im Hofcafé. Danach kann individuell im weitläufigen, abwechslungsreichen etwa 12 ha großen Landschaftspark, entstanden nach 1837, spazieren gegangen werden. Einst als Wildpark, später zum Englischen Garten mit Wasserläufen, Karpfenteich und altem Baumbestand angelegt. Nach dem Sitzen oder Spazierengehen in der Sonne treffen wir uns alle zu wahrlich köstlichen Kaffee-Kuchenbuffet-Genuss wieder im Hofcafé, wo dann auch der Jagd-Vortrag von Herrn Tobias Christer zu hören ist.
Frau Taube zitiert einleitend Torsten Reinwald, Jäger und stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands: „Jagd ist ein emotionales Thema, weil es um Töten geht.“ Mehr als 460 000 Menschen haben in Deutschland einen Jagdschein (11 % davon Frauen) und somit gab es bei uns noch nie so viele Jägerinnen und Jäger wie aktuell – was zieht immer mehr Menschen in die Wälder, und welche Aufgaben übernehmen sie dort wirklich? Unser heutiger Referent: Herr Tobias Christer, sowohl aktiver als auch ehrenamtlich im Kreis- und Landesjagdverband tätiger Jäger, klärt uns dazu auf.
Ob die Jagd heute noch zeitgemäß ist, erläutert er mit dem Zusammenhang der gesellschaftlichen und politischen Verantwortung eines Jeden, der mit seinem Verhalten Entscheidungen treffen muss, z.B. bezüglich seiner Einstellung zur Erhaltung einer gesunden Artenvielfalt (Bsp. Marderhunde-, Nutria-Problematik) oder des Klimaschutzes (Konflikt-Bsp.: Solarparks auf Wanderkorridoren von Hirschen z.B. – durchdachte Raumplanungen sind also vorzunehmen!). Diese Entscheidungen betreffen auch das Essverhalten: Das Wildfleisch als natürliches Lebensmittel ist eine echte Alternative für Verbraucher, die der Tierethik einen hohen Stellenwert geben.
Ein Jäger kennt sein Revier mit der Anzahl der Wildtierarten und hat die Aufgabe, die Bestände gesund und angemessen in der Zahl zu halten – mit Abschussplänen der unteren Jagdbehörde. Dies ist für den Schutz landwirtschaftlicher Kulturen und der Bestände an Wild und der Forstwirtschaft wichtig.
Vielen Menschen fehlt heutzutage der notwendige Kontakt zur Natur. So ist ein intensiver Austausch über Fakten sehr wichtig, damit am Ende das Fazit lautet: Ja, die Jagd ist noch zeitgemäß.
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